Kummer wegen Krieg und Kaffee
Markgräfler Tagblatt, 12.02.2022, Werner Müller:
Armut in den Dörfern, kaputte Brücke und Wasserprobleme Keine Kaffebohnen – dafür jede Menge Sorgenfalten: Diese Mitbringsel brachte eine dreiköpfige Delegation des Dikome-Vereins nach einem Arbeitsbesuch beim afrikanischen Partnerbezirk mit nach Hause.
„Uns drücken Probleme mit der Wasserversorgung, mit einer kaputten Brücke und mit der Kaffeelieferung“, berichtet Richard Renz, der zusammen mit Susann Pflüger-König und Antje Obatolu im Januar in Kamerun weilte, um den aktuellen Stand der Hilfsprojekte unter die Lupe zu nehmen.
Die Inspektionsreise war die erste seit November 2019. Wegen des Bürgerkriegs in Kamerun sei es bisher zu riskant gewesen, so Renz. Vor allem Ausländern drohe die Gefahr, zwecks Lösegeldforderungen entführt zu werden. Die Delegation des Dikome-Vereins reiste denn auch nicht direkt in den Partnerbezirk im Dschungel, sondern blieb in der Hafenstadt Douala und empfing dort die Projektverantwortlichen aus den Dörfern – unter anderem auch den neuen Bürgermeister von Dikome, Nebare Victor Motuba.
Nach wie vor habe die Bevölkerung unter dem Bürgerkrieg zu leiden, berichtet Renz. Erst die Hälfte der Dorfbewohner sei mittlerweile aus ihren Notbehausungen wieder nach Hause zurückgekehrt.
Die Armut sei nach wie vor gravierend. Die Menschen in den Dörfern hätten keine gesicherte Einkommensquelle. Es fehlten vor allem Nahrungsmittel, Decken und Medikamente. Dank der finanziellen Hilfe der Stadt habe der Verein zwei Tonnen Reis kaufen und Medikamente besorgen können.
Doch weitere Hilfslieferungen seien nötig. Insofern sei der Verein mehr denn je auf Spenden angewiesen. Nach Renz’ Worten möchte der Dikome-Verein vor Ort zudem ein eigenes Haus bauen – mit einer kleinen Bäckerei und einem Kaffeelager. Dafür habe eine Privatperson bereits finanzielle Unterstützung angekündigt.
Die Regierung hat für die vom Bürgerkrieg betroffene Region ein Infrastrukturprogramm aufgelegt. Der Dikome-Bezirk kann laut Richard Renz mit 300 000 Euro rechnen. Das Geld sei vor allem für die Straßenreparatur vorgesehen, die auch für die Kaffeelieferungen enorm wichtig sei. Außerdem sei der Aufbau einer Fischzucht im Gespräch, für Renz eine „hervorragende Idee“. Der Dikome-Verein habe denn auch prompt seine Hilfe angeboten, zum Beispiel für den Bau einer Solaranlage, die den Strom für Tiefkühlanlagen liefere und es den Dorfbewohnern somit ermögliche, die Fische auf dem Markt in Kumba zu verkaufen.
„Große Probleme“ bereitet dem Verein die Wasserversorgung. Nach fast dreijährigem Stillstand (wegen des Bürgerkriegs) seien die unterdimensionierten Leitungen größtenteils versandet. Mit finanzieller Unterstützung des Wiesentäler Wasserlaufs wolle man diesbezüglich eine Generalsanierung in die Wege leiten.
Das Wasser sorgt auch anderweitig für Ungemach. Bei Betenge haben mehrere Hochwasserereignisse eine erst kürzlich reparierte Brücke wieder zerstört. Der Dikome-Verein will bis zu 15 000 Euro in die Sanierung des Bauwerks investieren, das für den Kaffeetransport eine wichtige Rolle spielt.
Apropos Kaffee: Er ist das dritte Sorgenkind des Vereins. Der Ankauf der Bohnen in den entlegenen Ortschaften, der Transport zu den Schälstationen und dann weiter zum Hafen in Douala sei für die vier Mitarbeiter „äußerst gefährlich“, berichtet Richard Renz. Weil einige Straßen nicht befahrbar sind, müssen sie die Säcke auf dem Kopf über behelfsmäßige Brücken durch den Dschungel tragen – auch um Kontrollen der Rebellen aus dem Weg zu gehen.
Die Folge: „Die letzte Ernte ist immer noch nicht hier“, so Renz. Die Kaffeebohnen liegen nach seinen Worten in einer Halle in Douala, weil für den Transport lange Zeit kein Schiff zu kriegen war. Der Verein erwartet jetzt die Lieferung im Mai – allerdings nur 15 statt der üblichen 18 Tonnen.
Die 350 Kaffeebauern erhalten pro Kilo Rohkaffee vom Verein übrigens umgerechnet 2,40 Euro – das ist laut Renz dreimal so viel wie von den professionellen Kaffee-Dealern. Sehr zufrieden zeigten sich die Delegationsmitglieder mit der Kassenprüfung der einzelnen Projekte. „Unsere Mitarbeiterinnen vor Ort, Emmerence Etongwe und Obe Nanje, leisten sehr gute Arbeit“, so die erfreuliche Bilanz.
Gesellschaftlicher Höherpunkt der Reise war übrigens ein Mittagessen beim italienischen Botschafter – dessen Frau stammt nach Angaben von Richard Renz aus Lörrach, deren Mutter aus Maulburg. Auch der deutschen Botschafterin in Kamerun schüttelten die Dikome-Vetreter die Hand.
Spendenkonten:
Sparkasse Wiesental DE89 6835 1557 0003 1911 11
Volksbank Dreiländereck Dikome/Kamerun e.V. DE79 6839 0000 0006 3314 08